Was bedeutet eigentlich ausgewogene Ernährung?

Ausgewogen ist eine Ernährung immer dann, wenn sie alle Bedürftnisse des entsprechenden Lebewesens in vollem Umfang erfüllt, ohne dabei eine Über- oder Unterversorgung zu verursachen. Bei Hunden und Katzen kann man sich dazu leicht an der Zusammensetzung eines typischen Beutetiers orientieren und diese bei der Fütterung mittelfristig soweit möglich "nachbauen". Eine Auflistung der notwendigen Bestandteile einer ausgewogenen Ernährung mit BARF findet sich in unserem Einführungsartikel Was bedeutet eigentlich Barf?
 

Wenn mein Hund beim Barfen also alle notwendigen Bestandteile eines Futtertiers bekommt ist er mit allem bestens versorgt?

Grundsätzlich ja, sofern das Futtertier bestens versorgt wurde und wirklich ALLE Teile gefüttert werden. Das passiert zum Beispiel beim Prey-Barf. Hier ist bei artgerecht gehaltenen Futtertieren der Nährstoffbedarf komplett gedeckt.

Den meisten Tierhaltern wird es jedoch nicht möglich sein, ganze artgerecht gehaltene Tiere zu verfüttern. Auch benötigt der eine oder andere Hund vielleicht mehr oder weniger Energie oder stellt aufgrund von Erkrankungen besondere Anforderungen an sein Futter. In den Fällen ist eine Anpassung der Futterzusammensetzung und einige wenige natürliche Ergänzungsmittel notwendig.

Welche Futterbestandteile sind warum nötig und wie kann ich Sie bei Bedarf ersetzen?

Im Folgenden finden Sie Erklärungen zu allen wichtigen tierischen Futterbestandteilen und Nahrungsergänzungsmitteln.

durchwachsenes Fleisch mit Fett und Faszien

Fleisch bildet die Basis einer ausgewogenen Ernährung mit BARF. Gewachsenes, gemischtes Fleisch aus unterschiedlichen Muskelpartien sorgt für eine Versorgung mit allen notwendigen essentiellen Aminosäuren, Fetten sowie kollagenen Fasern. Dadurch werden Aufbau und Erhalt von Muskeln und Gelenkapparat sowie die Energieversorgung unterstützt. Die Mineralstoffzusammensetzung von Fleisch ist immer unausgewogen. Daher führt eine ausschließliche Fleischfütterung schon nach kurzer Zeit zu Übersäuerung und Verdauungsproblemen.

Bei manchen Erkrankungen ist durchwachsenes Fleisch nicht geeignet.

(mageres) Muskelfleisch

Mageres Muskelfleisch wird anstellen von durchwachsenem Fleisch verwendet, wenn entweder weniger Energie (Fett) oder weniger schwerverdauliche Proteine zugeführt werden sollen. Ein Futtertier besteht nur zu einem sehr geringen Teil aus magerem Muskelfleisch. Das darf daher außer in medizinisch begründeten Fällen nur in kleinen Mengen verfüttert werden oder muss durch Fett und Bindegewebe aus anderen Futterbestandteilen ergänzt werden.

weiche Knochen

Knochen bilden beim Barfen neben Fleisch den wichtigsten Baustein einer ausgewogenen Ernährung. Tiere bestehen zu etwa 10% aus Knochen. Entsprechend hoch muss auch der Anteil im Futter sein. Knochen liefern vor allem wichtige Mineralstoffe wie Kalzium, Phosphor und Magnesium in einem natürlichen Verhältnis sowie kollagene Fasern, die für die Elastizität sorgen.

Weiche Knochen sind alle Knochen von Huhn, Ente und je nach Größe des Hundes auch Pute. Von größeren Tieren wird vor allem das sehr weiche Brustbein gefüttert. Härtere Knochen wie Wirbel / Schwanz oder Rippen sind eher für größere, kräftige Hunde geeignet. Gelenkköpfe eignen sich teilweise, sofern der Hund nicht schlingt.

Grundsätzlich dürfen Knochen nur roh verfüttert werden. Rohe Knochen sind weich und elastisch. Beim Garen werden Knochen spröde und können scharfkantig splittern. Das gilt insbesondere für Geflügelknochen.

Ungeeignet sind Beinknochen der großen Weidetiere. Diese sind sehr hart und können gefährlich splittern. Das kann zu Zahnfrakturen oder zu gefährlichen inneren Verletzungen beim Verschlucken führen. Besonders gefährlich sind Beinscheiben (Markknochen), da diese sich insbesondere bei mittelgroßen und größeren Hunden mit dem Kiefer verhaken können. Diei Hunde können sich daraus nicht mehr befreien. Das gelingt nur noch beim Tierarzt und häufig auch nur unter Narkose. Für kleine Hunde oder Katzen ist das reine Abnagen von Beinknochen unproblematisch. Diese zählen dann im Futterplan aber nicht als Knochen.

Unerfahrene Tiere sollten zunächst mit Hühnerhälsen oder Rinderbrustbein beginnen. Diese Knochen können aufgrund ihrer Struktur gar nicht splittern. Optimal ist die Fütterung in Form von rohen fleischigen Knochen.

Wenn der Hund oder die Katze keine Knochen verträgt oder kauen kann, können ganze Knochen durch gewolfte Knochen oder Knochenmehl ersetzt werden. Ein Ersatz durch Kalziumpräparate ist nur dann anzuraten, wenn eine Reduktion von Phosphor und / oder Magnesium erwünscht ist oder aufgrund von Allergien keine andere Möglichkeit besteht.

Herz

Herz wird auf Barf-Seiten teilweise zu Innereien und teilweise zu Muskelfleisch gerechnet. Anatomisch ist es eine Innerei, jedoch besteht es ausschließlich aus reinem mageren Muskelfleisch, wenig Bindegewebe und dem Kranzfett. Herz hat eine andere Mineralstoffzusammensetzung als die Muskulatur des Bewegungsapparats. Daher ist es sinnvoll, Herz als eigenen Bestandteil zu füttern. Ist das nicht möglich, zum Beispiel bei Allergien, kann Herz durch Muskelfleisch ersetzt werden.

Leber

Leber ist die wichtigste Innerei. Leber enthält große Mengen lebenswichtiger Mineralstoffe und Vitamin. Eine Ernährung ohne Leber ist nicht ausgewogen. Leber ist von allen Bestandteilen am schwierigsten zu ersetzen. Daher sollte auch bei Reduktionsdiäten und Erkrankungen immer zumindest ein kleiner Leberanteil gefüttert werden.

Niere

Auch die Niere liefert wichtige Mineralstoffe und Vitamine. Wenn Niere nicht verfügbar ist, kann sie durch Herz und Muskelfleisch ersetzt werden.

Pansen

Der Pansen ist der erste Magen der Wiederkäuer. Darin wird das Futter vorverdaut bevor es noch einmal durchgekaut wird. Pansen enthält viele Vitamine und eher wenig Mineralstoffe in einem ausgewogenen Verhältnis. Daher kann er auch bei vielen Erkrankungen in größeren Mengen gefüttert werden. Der Fettanteil kann beim Pansen sehr unterschiedlich sein. Er liegt zwischen 5 und 50%. Darauf ist insbesondere bei Reduktionsdiäten zu achten.

Pansen ist bei Hunden aufgrund seines Geruchs sehr beliebt. Manche Menschen mögen den Geruch weniger gern.

Der Netzmagen (der 2. Magen) ist nur sehr klein und wird meistens beim Pansen mit verarbeitet.

Blättermagen

Der Blättermagen ist der dritte Magen der Wiederkäuer. Hier ist der Nahrungsbrei schon sehr stark verdaut. Dadurch enthält der Blättermagen mehr Nährstoffe als der Pansen, der Geruch ist aber auch erheblich intensiver. Im Gegensatz zum Pansen ist Blättermagen immer mager und daher für Reduktionsdiäten besser geeignet.

Muskelmagen

Als Muskelmagen bezeichnet man den Magen von Tieren, die keine WIederkäuer sind. Im Handel sind vor allem Mägen von Hühnern und eventuell Puten. Wie der Name schon andeutet besteht Muskelmagen im Wesentlichen aus Muskelfleisch mit zwei Bindegewebsschichten und keinem nennenswerten Fettanteil.
Muskelmagen ist kein notwendiger Nahrungsbestandteil. Er kann bei Tieren, die keinen Pansen fressen dürfen, zur Abwechslung gegeben werden.

Fett

Tierisches Fett in jeder Form ist der wichtigste Energielieferant bei einer artgerechten Ernährung. Fett ist in verschiedenen Formen und unterschiedlicher Zusammensetzung im Körper verteilt. Fett ist in unterschiedlicher Form verfügbar: als Fleischbestandteil, am Stück, als Pulver oder als ausgelassenes Fett / Schmalz. Tierisches Fett sollte nicht durch pflanzliche Fette oder Öle ersetzt werden.

Bindegewebsreiche Schlachtabfälle: Knorpel, Sehnen, Haut und Fell

Diese Bestandteile sind schwer verdaulich bis unverdaulich und daher nicht für alle Tiere verträglich. Insbesondere in getrockneter Form bieten Sie eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit. Zusätzlich enthalten sie Mineralstoffe sowie wichtige kollagene Fasern für einen gesunden Bewegungsapparat. Daher sind sie besondern wichtig bei Hunde mit bestehenden Erkrankungen sowie bei Hunden im Wachstum.

Bei manchen Erkrankungen dürfen kein schwerverdaulichen Proteine gefüttert werden. Wenn sie gefüttert werden, dienen sie manchen Darmbakterien als Futter und können so helfen, eine vielfältige Darmflora aufzubauen.

Blut

Blut ist ein sehr wertvollen Futtermittel und kann in einem natürlichen Anteil von etwa 10% der Fleischmenge gefüttert werden. Es enthält hochwertige Mineralstoffe wie Eisen, Natrium und Chlorid. Das bein Barfen gefütterte Fleisch enthält bis auch Stichfleisch kein Blut, es muss also der Futterration zugesetzt werden. Wenn es nicht zur Verfügung steht, wird Blut beim Barfen durch Fleisch und Kochsalz ersetzt.

Magen- und Darminhalt

Kleine Beutetiere werden mit dem kompletten Magen- und Darminhalt gefressen. Bei größeren Beutetieren wird der Magen ausgeschüttelt, so dass zumindest ein Teil des Inhalts mit aufgenommen wird. Dieser steht in dem meisten Fällen bei der Fütterung nicht zur Verfügung. Das ist einer der Gründe, warum Hunde die Hinterlassenschaften von Pflanzenfressern aufnehmen. Der Magen- und Darminhalt enthält pflanzlichen Fasern in unterschiedlichem Verdauungsgrad, welche als Ballaststoffe für die Darmflora eine wichtige Rolle spielen, Verdauungsenzyme, sowie wichtige Vitamine und Mineralstoffe.

Der Magen- und Darminhalt wird beim Barfen üblicherweise durch Kräuter, Gemüse und Obst ersetzt.

Öl

Neben Fett wird auch Öl für eine ausgewogene Ernährung benötigt. Öl enthält eine andere Fettsäurenzusammensetzung als festes Fett und gleicht die ungeeignete Fettzusammensetzung von mit Kraftfutter ernährten Nutztieren aus. Öl kann sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs (Lachsöl) sein und sollte einen hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren aufweisen. Es sollte jedoch auf keinen Fall tierische Fette als Hauptenergielieferant ersetzen.

Nahrungsergänzungsmittel

Neben den bereits im Text genannten Futterergänzungen Kräuter, Gemüse und Obst, Öl sowie Kochsalz spielen Meeresalgen eine wichtige Rolle. Ein lebensnotwendiges Mineral ist Jod. Dieses ist in den üblichen Futtermitteln außer Fisch nur in sehr geringen Mengen enthalten. Daher wird es über Meeresalgen zugegeben.

Lebertran liefert hochwertiges Vitamin D. Insbesondere langhaarigen Hunde sind auf eine externe Versorgung mit Vitamin D angewiesen und auch kurzhaarigen Hunde profitieren vor allem in der dunklen Jahreszeit davon.

Weitere Nahrungsergänzungsmittel sind bei einem ausgewogenen Futterplan, der auch Fisch enthält, nicht zwingend notwendig. Jedoch ist die Gabe von Bierhefe insbesondere für Hunde mit niedrigem Energiebedarf anzuraten.


Für gesunde, erwachsene Hunde ist eine ausgewogene Ernährung mit BARF daher leicht zu bewerkstelligen, sofern man sich an der Zusammensetzung des Beutetiers orientiert. Bei heranwachsenden Hunden, Reduktionsdiäten, Allergien oder Erkrankungen kann es jedoch schwierig werden, den Bedarf an allen Vitaminen und Mineralstoffen zu decken.